Instabilität durch CMD

Muskuläre Instabilität durch craniomandibuläre Dysfunktion

Eine weitere mögliche Auswirkung, die sich am gesamten Körper mit entsprechenden Symptomen zeigen kann, ist ebenso wenig bekannt. Sie hat auch einen erheblichen Anteil daran, dass eine CMD ein so umfangreiches und diffuses Beschwerdebild hervorrufen kann, dass eine craniomandibuläre Dysfunktion durchaus auch als medizinisches Chamäleon des Bewegungsapparates bezeichnet werden darf. Betroffen von dieser Dysfunktion sind die stabilisierenden Muskeln des Bewegungsapparates, allen voran die kurze Muskulatur der Wirbelsäule. Die Symptomatik dazu wird als segmentale Instabilität bezeichnet. Dabei kommt es zu einer sogenannten neuronalen Anbahnungsstörung, die alle Wirbelsegemente in allen Wirbelsäulenabschnitten betreffen kann, erfahrungsgemäß in unterschiedlicher Ausprägung.

Bei der neuronalen Anbahnungsstörung ist das Nervensystem schlecht bis gar nicht in der Lage, einen Muskel über die Nerven anzusteuern, um ihm die elektrischen Impulse zu geben, die notwendig sind, um mit der erforderlichen Kraft anzuspannen. Die damit einhergehende Schwäche des Muskels hat zur Folge, dass der Kraftverlust mit den gängigen Kräftigungsmethoden nicht zu therapieren ist. Der Muskeln spricht auf Trainingsreize nicht an, da sie vom Nervensystem schlecht oder gar nicht umgesetzt werden. Die richtige Therapie ist eine sogenannte neuronale Anbahnung, auf die in dem Kapitel Muskulatur näher eingegangen wird. Die Frage die sich stellt, ist die nach den Konsequenzen der Instabilität der kurzen Muskulatur in den Wirbelsegmenten der Wirbelsäule:

Die kurze Muskulatur hat die Aufgabe, die Wirbel untereinander zu stabilisieren. Diese Stabilität ist erforderlich, um Funktionsstörungen in den Wirbelgelenken auszuschließen und Druckwirkungen in den Gelenken aufzufangen, die sowohl aus der Schwerkraft als auch aus der Muskelspannung der langen Bewegungsmuskeln an der Wirbelsäule resultieren. Wenn diese Stabilität nicht gegeben ist, sind mögliche Konflikte in den Gelenken der Wirbelsäule vorprogrammiert und können jeden einzelnen Wirbel betreffen.
Die Schwierigkeit für den Therapeuten ist dabei, dass diese Instabilität auf den ersten Blick nicht feststellbar ist. Die Beschwerden können identisch sein mit den Symptomen einer Wirbelblockierung, ohne dass die Untersuchung eine Wirbelblockierung zeigt. daher sind Gelenkmobilisationen in einem solchen Fall weitestgehend wirkungslos, manchmal sogar kontraproduktiv, das das Gelenk aufgrund fehlender Stabilisierung "überbeweglich" scheint.

Aufgrund des Bestrebens des Körpers, Funktionsstörungen zu kompensieren, muss eine Stabilität in den betroffenen Wirbelsegmenten hergestellt werden. Das scheint das Nervensystem über die lange Muskulatur der Wirbelsäule, den sogenannten Rückenstreckern, in solchen Fällen zu versuchen. Dazu werden diese Muskeln unter Spannung gesetzt, aufgrund ihrer Länge ist das offenbar aber nur über mehrere Wirbelsegmente möglich. Die Folge ist anstatt eines Ausbalancieren des einzelnen Wirbels ein rigides Festhalten ganzer Wirbelgruppen. Durch die erhöhte Spannung kann es dann sowohl zu wiederkehrenden Wirbelblockierungen, einer Einschränkung der Wirbelbeweglichkeit und zu Blockierungen der Rippenwirbelgelenke kommen. Diese zusätzlichen Blockierungen können zu einer weiteren Muskelverspannung der Muskeln führen, die über die blockierten Gelenke ziehen. In vielen Fällen reicht diese Spannung bis zum Becken hinunter. Darüber hinaus können dann noch die typischen Beschwerden einer Gelenkblockierung zusätzlich auftreten.

Alle Nerven, die die Wirbelsäule verlassen, können irritiert werden und zu einer Fehlsteuerung aller Muskeln des Bewegungsapparates führen. Daher kann die segmentale Instabilität der Wirbelsäule, in Folge einer craniomandiblären Dysfunktion CMD, von Kopf bis Fuß viele Beschwerden und Symptome im Bewegungsapparat zeigen, die aufgrund anderer Ursachen genau so auftreten können.

Darüber hinaus kann es aufgrund einer permanent erhöhten Muskelspannung im ganzen Körper und bei einer vorliegenden Instabilität in der Wirbelsäule zu vorzeitigen Degenerationsprozessen, insbesondere in den durch die Schwerkraft belasteten Gelenken, kommen.
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