ISG - Blockierung

Ileosakralgelenke / ISG-Blockierungen  

In einer Praxis für Physiotherapie mit einem orthopädischen Schwerpunkt gehört die ISG-Blockierung mit den daraus resultierenden Beschwerden zu den häufigen Behandlungsschwerpunkten. ISG wird als Abkürzung für Ileosakralgelenk genutzt, dass auch Kreuz-Darmbeingelenk heißt. Es sind die Gelenke am unteren Ende der Wirbelsäule, die das Kreuzbein mit den beiden Beckenschaufeln verbinden.

Die Beckenschaufeln sind zwei große, bewegliche Knochen, die sich beim Gehen um einen Drehpunkt im Gelenk drehen und dabei jeweils leicht nach vorne und hinten kippen. Diese Bewegung erfordert eine Gelenkbeweglichkeit, die bei einer ISG-Blockierung stark eingeschränkt oder vollständig aufgehoben ist. In sehr vielen Fällen geht diese ISG-Blockierung sowohl mit einer Fehlstellung der Beckenschaufel, als auch mit einer Fehlstellung des Kreuzbeines einher.

Der häufigste Ansatz der Therapie dieser Blockierung ist die Korrekturbehandlung der Fehlstellung der Beckenschaufel. Wir haben in unserer Physiotherapiepraxis festgestellt, dass es nach dieser erfolgreichen Korrektur ebenso wichtig ist, eine Korrekturbehandlung der Fehlstellung des Kreuzbeines durchzuführen, da das Kreuzbein nicht von allein in eine korrekte Position kommt.

Es ist ein erster Schritt, um einer wiederholten ISG-Blockierung vorzubeugen.

Die ISG-Blockierung kann völlig symptomfrei sein, sie kann aber auch ein erhebliches Maß an Beschwerden hervorrufen, die meistens auf der blockierten Seite auftreten.
Dazu gehören zum Beispiel
  • Kreuzschmerzen (Schmerzen am unteren Ende der Wirbelsäule)
  • Schmerzen in den Ileosakralgelenken
  • Schmerzen in der Gesäßmuskulatur
  • Piriformis-Syndrom
  • Schmerzen am seitlichen Becken
  • Schmerzen im Hüftgelenk
  • Schmerzen in der Leiste
  • Schmerzen am Schambeingelenk (Symphysenschmerz)
  • Schmerzen am seitlichen Becken
  • Schmerzen die seitlich am äußeren Bein nach unten ziehen
  • Schmerzen die ins Knie ausstrahlen
  • Schmerzen oder Einknicken bei Belastung des Beines
  • Schmerzen nach längerem Sitzen
  • Schonhaltung
  • Ausweichbewegung beim Gehen
  • nach vorne Beugen nicht möglich
  • Aufrichten aus der Vorbeugehaltung nicht möglich
Leitsymptom für eine ISG-Blockierung ist der Schmerz. Für den erfahrenen Physiotherapeuten ist die Blockierung meistens mit bloßem Auge schon im Gangbild erkennbar, auch wenn eine ISG-Blockierung ohne Symptome vorhanden sein sollte.

Vor allem die klinische Untersuchung gibt dem Behandler Aufschluss darüber, ob eine ISG-Blockierung vorliegt. Dazu gehören eine Tastuntersuchung, Bewegungstests und Provokationstests des Ileosakralgelenkes. Durch Übersichtstest lässt sich auch eingrenzen, ob die vorhandenen Beschwerden einen Bezug zur vorhandenen ISG-Blockierung haben.

ISG-Blockierung nach Schwangerschaft und CMD

Manchmal wird von Patientinnen berichtet, dass die Beschwerden unmittelbar nach der Geburt des 1. Kindes begonnen haben und seit dem mehr oder weniger immer wieder auftreten, auch nach erfolgreicher Behandlung und beschwerdefreien Intervallen.

Zum Ende der Schwangerschaft können sich durch hormonelle Veränderungen die sehr straffen Bänder der Ileosakralgelenke auflockern. Das erleichtert den Geburtsvorgang, weil dadurch der Beckenring nachgeben und sich weiten kann. Infolge der Auflockerung kann es durch unterschiedliche Umstände dazu kommen, dass sich eine Instabilität des ISG entwickelt. Das kann ähnlich gelagerte Beschwerden hervorrufen wie eine Blockierung des ISG, wobei aus Gründen der Kompensation die Blockierung ein Weg der Stabilisierung des Beckens darstellen kann.

Einer dieser Umstände kann auch eine vorhandene craniomandibuläre Dysfunktion CMD sein, selbst wenn die CMD bisher völlig symptomlos war. Zumindest haben wir in unserer Praxis für Physiotherapie in Hannover das gemeinsame Auftreten beider Funktionsstörungen schon häufiger beobachten können. Mehr dazu lesen Sie unter dem Menüpunkt Instabilität durch CMD.

Neben der manuellen Behandlung werden vor allem aufgrund der großen Verbreitung der Problematik auch im Internet zahlreiche Übungen zur Selbstbehandlung empfohlen. Leider sind viele empfohlene Übungen zu unspezifisch, zumal die Übungsempfehlungen sich auf eine kleine Auswahl begrenzen. Bei den Übungen ist eine Differenzierung und vor allem eine saubere Anleitung für die Wirksamkeit entscheidend.

Übungen zur Mobilisation des Ileosakralgelenkes

Wie bereits erwähnt, liegt bei den meisten ISG-Blockierungen auch eine Beckenfehlstellung vor. Um diese Gelenkblockierung wirksam mit einer Übung selbst zu mobilisieren, ist es erforderlich zu wissen, welche Art von Fehlstellung konkret vorliegt. Dann kann Ihr Physiotherapeut Ihnen eine oder mehrere gezielte Übungen zeigen, um nicht nur die Blockierung zu mobilisieren, sondern die Beckenschaufel auch aus Ihrer Fehlstellung heraus zu ziehen. Neben dem spielt die angewandte Kraftintensität eine sehr große Rolle bei der Eigenmobilisation. Der große Vorteil dieser Vorgehensweise besteht darin, dass selbst wenn es Ihnen nicht gelingen sollte, die Fehlstellung durch die regelmäßige und konsequente Eigenübung zu korrigieren, so kann die Anspannung in Korrekturrichtung das ISG dennoch entlasten und gut zu einer Beschwerdereduzierung beitragen.

Übungen zur Stabilisation des Beckens

Eigenübungen zur Stabilisierung haben einen grundlegend anderen Ansatz als Übungen zur Eigenmobilisation des Beckens. Bei der Stabilisation geht es darum, einem wiederholten Auftreten einer ISG-Blockierung entgegenzuwirken. Es ist eine Rezidiv-Prophylaxe. Diese Übungen lassen sich in drei Untergruppen aufteilen:
  • Die Aktivierung kaum arbeitender Muskeln, beispielsweise des Beckenbodens
  • Die Kräftigung von schwachen Muskeln, die die Beckenschaufel in der korrigierten Position halten sollen
  • generelle Stabilisationsübungen für das Becken bei Belastung
Bei der Aktivierung und Kräftigung kommt es darauf an, einzelne Muskeln selektiv anzusprechen, damit die vorhandene muskuläre Dysbalance reduziert wird.

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