Was bedeutet CMD

Craniomandibuläre Dysfunktion - Worum geht es ? 

Die Erklärung ist im Namen der Erkrankung enthalten. CMD ist das Kürzel für craniomandiubläre Dysfunktion. Übersetzt heißt das

Cranium = Kopf / Schädel
Mandibula = Unterkiefer
Dysfunktion = Störung im Verhältnis zueinander

Es geht also um eine Störung bzw. Funktionsstörung (Fehlstellung und/oder Bewegungsstörung) im Kiefergelenk und der dazugehörigen Muskulatur, dem Nervensystem und anderen Weichteilstrukturen.
Manchen Menschen sieht man diese Dysfunktion im wahrsten Sinne des Wortes am Gesichtsausdruck an, spätestens beim Sprechen zeigt sich die Dysfunktion. Oder man kann sie durch ein Gelenkgeräusch zum Beispiel ein Knacken hören. Weiterhin geht man im Allgemeinen davon aus, dass mit einer CMD auch immer ein Gesichtsschmerz, Kiefergelenkschmerz oder Schmerz in der Kaumuskulatur vorhanden sein muss. 
Die Reduzierung einer CMD auf einen Gesichtsschmerz ist leider nicht differenziert genug und führt zu einem eingeschränkten Verständnis dieser Erkrankung des Kauapparates.

Drei Gruppen von Betroffenen mit Bezug zur CMD

Zum einen gibt es viele Menschen, die bei der Untersuchung der Kiefergelenke und seiner umgebenden Strukturen eine Dysfunktion aufweisen. Dennoch sind sie völlig symptomlos, nicht nur im Bereich der Kiefergelenke, sondern vor allen auch in Bezug auf den gesamten Bewegungsapparat. Eine Dysfunktion ist feststellbar, eine Notwendigkeit zur Therapie liegt aber nicht vor. Ob das für den Einzelnen für die Zukunft so bleibt, lässt sich nicht vorhersagen. Klar ist aber, dass die Betroffenen so gut kompensieren können, dass sie zum Zeitpunkt der Untersuchung symptomfrei sind. Hier verfahren wir nach dem Motto von IT-Spezialisten: Never change a running system.

Auf der anderen Seite muss auch hervorgehoben werden, dass nicht jeder Schmerz im Gesicht, in den Kiefergelenken oder in der Kaumuskulatur eine CMD als Ursache haben muss. Diese Symptome sind auch möglich bei einer völlig normalen Funktion und Stellung der Kiefergelenke. Beispielhaft sei hier nur die Trigeminusneuralgie angeführt.

Für die dritte Gruppe sei aber vor allem erwähnt, dass es viele Betroffene gibt, die an diffusen, unerklärbaren und vor allem therapieresistenten Symptomen und/oder Beschwerden im Bewegungsapparat leiden und sich bei genauer Untersuchung gleichzeitig eine Dysfunktion in den Kiefergelenken zeigt. Die für eine CMD sogenannten typischen Beschwerden wie Scherzen in den Kiefergelenken, Gesichtsschmerz oder Schmerzen in der Kaumuskulatur sind allerdings nicht vorhanden. Hier wäre es ein Trugschluss davon auszugehen, dass die Dysfunktion der Kiefergelenke mit den eben genannten Beschwerden aufgrund fehlender Gesichtsschmerzen nichts zu tun hätte.

Sehr wohl kann aber eine craniomandibuläre Dysfunktion  CMD mit den Beschwerden im Zusammenhang stehen, dafür ursächlich verantwortlich sein, die Beschwerden verstärken oder auch als Therapieblockade wirken. Bei einer Therapieblockade helfen beispielsweise bestimmte Therapien, vorhandene Symptome zu reduzieren oder Fehlstellungen zum Beispiel am Becken zu beseitigen, das Behandlungsergebnis bleibt aber nicht stabil. So ist zumindest die Beobachtung in unserer Praxis für Physiotherapie in Hannover.

Zwei Hauptfaktoren als Indizien einer CMD

Um eine CMD zu diagnostizieren, spielen bei der Untersuchung und Beurteilung unter anderem die Gelenkstellung und die Gelenkbeweglichkeit eine Rolle und geben Hinweise auf eine Dysfunktion. Die Position des Unterkiefers wird über die Verzahnung von Ober- und Unterkiefer definiert. Im Zustand der Okklusion, das bedeutet bei geschlossenem Mund mit Zahnkontakt, wird der Unterkiefer durch die ineinandergreifende Verzahnung im Oberkiefer in eine Zwangsposition gebracht. Diese Position bleibt so lange identisch, wie an der Oberfläche der Zähne oder an der Zahnstellung keine Veränderungen vorgenommen werden. Dabei wirken die Zähne für die Kiefergelenke als Abstandshalter, die Entlastung der Kiefergelenke wird dabei zum größten Teil von den beiden hinteren Backenzähnen bewerkstelligt. Häufig ist es bei einer CMD so, dass der Unterkiefer bei geschlossenem Mund mit Zahnkontakt zu weit in der Gelenkgrube des Oberkiefers positioniert ist. Dadurch wird Druck im Gelenk ausgeübt, wobei der Unterkiefer zu sehr nach oben oder zu weit nach hinten in die Gelenkgrube drücken kann. Da die Gelenkpartner des Unterkiefers beider Kiefergelenke von einem Knochen gebildet werden, kommt es dabei in der Regel zu einer asymmetrischen Fehlstellung des Unterkiefers, der Unterkiefer steht schief. Die Folge ist entsprechend häufig auch eine asymmetrische Funktionsstörung, bei der die Beweglichkeit beider Gelenke im Seitenvergleich unterschiedlich stark eingeschränkt sein kann.

Drei Aspekte sind hierbei hervorzuheben, die uns später noch beschäftigen werden:
  • Es liegt ein Kompressionsdruck in den Kiefergelenken vor
  • Häufig ist die Fehlstellung asymmetrisch, zum Beispiel eine Seite zu weit nach oben, auf der anderen Seite zu weit nach hinten
  • Die Bewegung in den Gelenken ist eingeschränkt, im Seitenvergleich unterschiedlich stark ausgeprägt
In manchen Fällen ist bei einer CMD die Gelenkposition des Unterkiefers so ungünstig und der Kompressionsdruck so groß, dass der im Gelenk befindliche Diskus dauerhaft nach vorne geschoben wird. Dort wirkt er wie ein Bremsklotz, der die Beweglichkeit des Gelenkes erheblich einschränkt. Seine eigentliche Aufgabe, den Druck im Gelenk zu verteilen, kann der Diskus außerhalb des Gelenks ebenfalls nicht wahrnehmen. Dadurch kann sich sehr viel schneller eine Gelenkarthrose entwickeln und sensible Strukturen im Gelenk können geschädigt werden.

Neben der Fehlstellung und der damit verbundenen Bewegungsstörung ist das zweite große Problem einer craniomandibulären Dysfunktion die Kaumuskelaktivität. Dabei beißen die Betroffenen sowohl am Tage als auch in der Nacht völlig unbewusst die Zähne zusammen. Manchmal kommt es auch zum sogenannten Bruxismus, dem Zähneknirschen.

Wenn die Kaumuskulatur permanent entspannt wäre, würde die Fehlstellung in den Kiefergelenken an sich geringere Auswirkungen haben, da die Kiefergelenke keinem Kompressionsdruck durch die Schwerkraft ausgesetzt sind.
Beim Zusammenpressen der Zähne wird aber eine sehr imposante Kraft freigesetzt. Sie wird in der Regel als einwirkende Kraft pro cm² in Newton angegeben, zum besseren Verständnis hier in kg. Im Schneidezahngebiet kann die Kaumuskulatur eine Beißkraft von 20kg, im Backenzahngebiet von 70 bis 100kg pro cm² entfalten. Das entspricht bei vielen Menschen dem eigenen Körpergewicht.
Auf den Punkt gebracht geht es aus physiotherapeutischer Sicht bei einer CMD hauptsächlich um eine häufig asymmetrische Fehlstellung in den Kiefergelenken, bei der unterstützt durch übermäßiges Zähne zusammenpressen in den Gelenken enormer Kompressionsdruck entstehen kann, mit begleitender und in Folge zunehmender Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit. 

Hier einige mögliche Auffälligkeiten im Kauapparat selbst, die auf eine craniomandibuläre Dysfunktion CMD hindeuten können:
  • sichtbar eingeschränkte Mundöffnung
  • schiefes Öffnen des Mundes
  • sichtbar eingeschränkte Verschieblichkeit des Unterkiefers zur Seite
  • tastbar eingeschränkte Kiefergelenkbewegung
  • sichtbares oder tastbares Springen des Gelenkes in der Mundöffnung oder -schließung
  • Kiefersperre
  • Geräusch im Kiefergelenk bei Mundöffnung oder -schließung
  • Schmerzen bei der Mundöffnung oder -schließung
  • Schmerzen in der Kaumuskulatur oder Mundboden
  • Schmerzen beim Kauen harter Nahrung
  • Muskelkrämpfe in der Kaumuskulatur oder Mundboden
Warum sollte eine craniomandibuläre Dysfunktion CMD so viele Probleme im gesamten Körper machen können ? 
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