Ein Merkmal bei einer langjährigen craniomandibulären Dysfunktion CMD ist die Instabilität in Bezug auf die Behandlungsergebnisse. Die ursächliche Therapie kann sich nicht nur über Monate hinziehen, sondern manchmal auch den Jahreshorizont überschreiten. Das heißt nicht, dass man auch Jahre warten muss, bis eine Beschwerdebesserung eintreten kann. Das ist zum einen erfreulich, birgt aber auch ein Risiko, auf das wir bei der Entkoppelung eingehen wollen.
Aufgrund der wechselseitigen Wirkung einer craniomandibulären Dysfunktion CMD und der Körperhaltung bzw. Körperstatik ist das Ziel, möglichst schnell die ideale Gelenkposition einzustellen. Dabei ist es wichtig, die vielen hier aufgeführten Einflüsse auf die Kaumuskulatur auszuschalten. Dazu nutzen wir in unserer Praxis für Physiotherapie in Hannover eine Entkoppelungsbehandlung. Eine Voraussetzung dafür ist, dass wir den Patienten kennen und mehrmals behandelt haben, da nicht alle Patienten gleichermaßen reagieren. Nur um ein Beispiel zu nennen, ist die Sensibilität der Patienten und damit das Maß an Behandlungsintensität sehr individuell.
Die Strukturen zur Entkoppelung liegen im Bereich der Halswirbelsäule, der Kaumuskulatur und der Atlasmuskulatur. Dazu kommen entlastende Techniken für die Kopfgelenke. Dadurch kann es gelingen, die wechselseitige Wirkung zu entkoppeln, um den Unterkiefer muskulär für ein kurzes Zeitfenster wirklich frei zu geben. Für Sie als Patient ergibt sich eine gute, nachvollziehbare Kontrolle, ob Ihr Unterkiefer für Sie individuell gut eingestellt ist. Diese Behandlung ist im Idealfall auch vor dem Einschleifen Ihrer Schiene zu empfehlen.
Die Wirkung einer Entkoppelungsbehandlung soll an einem Beispiel veranschaulicht werden:
Mal angenommen, auf einer Seite fehlt Ihnen im Backenzahnbereich Zahnhöhe, die Zähne hängen in der Luft und es ist kein Zahnkontakt vorhanden. Sie beginnen eine Schienentherapie und haben für den Unterkiefer als Schiene zwei Aufsätze erhalten, die Sie auf jeder Seite der Backenzähne aufsetzen. Ihr Zahnarzt hat es gut gemeint und auf der Seite mit der fehlenden Zahnhöhe die Schiene entsprechend hoch gemacht. Sie reagieren sehr sensibel und die Schiene fühlt sich zu hoch an. Sie haben das permanente Gefühl, dass Sie auf einen Widerstand beißen und haben Sorge, dass hier zu viel Höhe eingebracht wurde, die gar nicht nötig sei.
Wir untersuchen Ihre Kiefergelenke und können Ihnen vom Untersuchungsergebnis her bestätigen, dass die Schiene nicht zu hoch ist sondern eigentlich noch viel zu niedrig, aber die vollständige Erhöhung in einem Behandlungsschritt offenkundig zu viel bzw. zu schnell für Ihr Nervensystem wäre. Sie können das nicht glauben, denn Ihr Gefühl vermittelt Ihnen etwas anderes. Jetzt führen wir eine Entkoppelungsbehandlung durch und Sie setzten bzw. stellen sich unmittelbar danach hin. Dann bitten wir Sie, mit der im Mund befindlichen Schiene langsam zuzubeißen. Dabei stellen Sie selbst fest, dass der Widerstand, den Sie vor der Behandlung gefühlt haben, weg ist und Ihre Zähne trotz Erhöhung durch die Schiene auf der betroffenen Seite immer noch keinen Kontakt haben.
Was ist passiert ?
Die Erhöhung war für Sie in einem Behandlungsschritt zu viel. Ihr Nervensystem, Ihre Körperstatik, Ihre Körperhaltung und Ihre Kiefermuskulatur waren auf diese Erhöhung doch nicht vorbereitet, was zu Irritationen geführt hat. Eine langsame Erhöhung und eine intensivere Begleitung wären vonnöten gewesen.
Es ist zwar überspitzt dargestellt, zeigt aber auf, wie es sich in der Praxis tatsächlich abspielen kann, nur viel subtiler. Und es zeigt auch, dass die ursächliche Therapie einer Kieferfehlstellung mit CMD-Symptomen viel komplexer sein kann, als man gemeinhin erwartet.