Auswirkungen & Symptome

Mögliche Auswirkungen und Symptome einer CMD 

Um über die möglichen Auswirkungen einer craniomandibulären Dysfunktion CMD aufzuklären, soll noch mal auf die Ausgangslage der von uns angenommenen Problematik hingewiesen werden.

Wir gehen davon aus, dass in unserer Praxis für Physiotherapie in Hannover die Dysfunktion in der vorherrschenden Zahl der Fälle in einer Fehlstellung des Unterkiefers begründet ist. Durch die damit verbundene Fehlstellung in einem oder beiden Kiefergelenken wird ein Kompressionsdruck in den Gelenken erzeugt. Mehrheitlich stellt sich die Fehlstellung des Unterkiefers asymmetrisch dar.

Die zweite Grundproblematik der CMD ist gesteigerte Kaumuskelaktivität in Form von Zähne zusammenpressen und/oder in selteneren Fällen auch Zähneknirschen.

Der Druck in den Kiefergelenken erzeugt Gelenkstress und steigert damit das Reflexniveau des Trigeminusnervs, wodurch wiederum die Kaumuskulatur in Ihrer Aktivität angeregt wird. Dadurch kann die Fehlbelastung in den Gelenken weiter zunehmen und sich ein Regelkreislauf in Form von einer Negativspirale aufbauen.

Zuerst wollen wir einige Symptome anführen, von denen sich allgemein auf das Vorliegen einer craniomandibulären Dysfunktion CMD schließen lässt. Konkret wird darüber die fachärztliche und zahnärztliche Diagnostik Aufschluss geben können, ob eine CMD vorliegt. Mittlerweile wird zu einer fachübergreifenden Diagnostik geraten.

Die Kieferregion

  • Schmerzen im Kiefergelenk
  • Beschwerden beim Kauen
  • Zahnschmerzen ohne feststellbare Ursache
  • eingeschränkte Mundöffnung (vom Apfel abbeißen nicht möglich)
  • Kiefersperre
  • Zusammenpressen der Zähne
  • Zähneknirschen (Bruxismus)
  • Abgeschliffene Zähne (Zahnabrasionen)

Im folgenden zeigen wir weitere mögliche Beschwerden auf, die aus den zuvor erläuterten Zusammenhängen resultieren können:

Der Trigeminusnerv

Der Trigeminus ist nicht nur für die Informations- und Stressverarbeitung im Kauapparat und der Kieferregion zuständig, er aktiviert und steuert auch die Spannung der Kaumuskulatur. Er reicht aus dem Rückenmark bis zum 3. Halswirbel, von dort durch Koordinationszentren auf Höhe des 1. Halswirbels Atlas hoch bis zum Hirnstamm. Er ist zahlreich mit anderen Hirnnerven verschaltet und versorgt auch Teile des Gehörganges und die Hirnhaut. Im Rückenmarksraum auf Höhe des 1. Halswirbels finden Verarbeitungen des Gehörs und Gleichgewichtsorganes statt und es beinhaltet auch ein übergeordnetes Zentrum des Sympathikus.

Wenn der Nerv fortwährend übererregt ist, kann sich dass sowohl auf das Wirbelsegment übertragen, in dem er sich anatomisch befindet, als auch zu Verarbeitungsstörungen mit den Nerven führen, mit denen er verschaltet ist oder wo seine Funktion übergeordnet koordiniert wird.
Sie können es sich wie bei einer gestörten Software vorstellen, die nicht mehr ordentlich arbeitet. Die möglichen Auswirkungen können sehr unterschiedlich und vielfältig sein, besonders wenn es sich um eine permanente Störung mit einem sich selbst erhaltenden Kreislauf handelt, wie es bei einer CMD der Fall sein kann.
Vor diesem Hintergrund ist die Tragweite eines übererregten Trigeminusnervs ohne einen Anatomieatlas und Fachliteratur zum Thema Neurophysiologie nicht überschaubar. Daher sollen die zuvor beschriebenen Verknüpfungen dieses Nervs einen Denkanstoß geben, warum eine craniomandibuläre Dysfunktion CMD ein so diffuses Beschwerdebild wie hier beschrieben verantworten kann.

So wird nachvollziehbar, warum Symptom der Kopfregion schnell an eine craniomandibuläre Dysfunktion CMD denken lassen:
  • Gesichtsschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Ohrenschmerzen
  • Tinnitus / Ohrgeräusche
  • Schwindel / Gleichgewichtsstörungen
  • Wechselndes Sehvermögen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Geruchsempfindlichkeit
  • Geräuschempfindlichkeit

Atlasmuskulatur und Rückenmark im Atlasraum

Der Atlas selbst ist Dreh- und Angelpunkt für die Körperstatik und Körperhaltung. In seiner Funktion als Gleichgewichtssteuerungsorgan und Träger des Kopfes steuert er die Muskelspannung im Bewegungsapparat für die Balance und Körperhaltung und leitet darüber hinaus Symmetriestörungen des Kauapparates weiter in den Bewegungsapparat.

Der Innenraum selbst ist wie ein enger Flaschenhals des auf- und absteigenden Nervensystems und zugleich Ballungsraum für Nervenverschaltungen und übergeordnete Koordinationszentren. Der mögliche negative Einfluss einer craniomandibulären Dysfunktion CMD kann sich sowohl auf dieses wichtige Nervenzentrum, als auch auf die atlasumgebende und regulierende Muskulatur auswirken.
Wir verzichten hier auf das Auflisten möglicher Symptome, da die CMD und eine Atlasfehlstellung eine große Schnittmenge an Beschwerden haben, wobei einzelne Symptome eher der einen oder der anderen Ursache zuzuordnen sind. 

Ein hervorzuhebender Punkt bleibt eine mögliche Instabilität in der Atlasmuskulatur aufgrund einer eindeutig asymmetrischen Kieferfehlstellung. Das kann zur Folge haben, dass der Atlas zur Fehlstellung in Form einer Verdrehung neigt. 

Mehr dazu finden Sie auf der Seite von ATLANTOtec. 

Die obere Halswirbelsäule

Da der Atlas schon besprochen wurde, verbleibt der 2. Halswirbel Axis und der 3. Halswirbel. Störungen eines überaktiven Trigeminusnerv können sich hier negativ sowohl auf die Muskelspannung der beiden Wirbeletagen, als auch auf die Spinalnerven übertragen, die hier die Wirbelsäule verlassen.

Die meisten Muskeln der vorderen und seitlichen Halswirbelsäule HWS werden von den Spinalnerven aus diesen beiden Wirbeletagen versorgt. Die Hauptmasse des Nervs unter dem 3. Halswirbel mündet in den Nerv, der das Zwerchfell versorgt. Das Zwerchfell ist der wichtigste Atemmuskel.

CMD-Patienten berichten von Symptomen, die von diesen beiden Wirbeln bzw. ihrem innenliegenden Nervensystem hervorgerufen werden können:
  • das Gefühl, nicht tief durchatmen zu können
  • erhöhter Muskeltonus im Zwerchfell
  • Schmerzen im Verlauf rund um die untere Brustkorbbegrenzung
  • Schmerzen im Bereich des Solar Plexus
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Schmerzen am Hinterkopf
  • Blockierungen der Halswirbelsäule
  • Schmerzen in der Halswirbelsäule
  • Steifigkeit der Halswirbelsäule
  • Eingeschränkte Kopfdrehung
  • Kloßgefühl im Hals
  • ...

Die obere Brustwirbelsäule

Im sympathischen Nervensystem der oberen Brustwirbelsäule wird der Stress einer craniomandibulären Dysfunktion CMD und auch die Beeinträchtigung der sensiblen Kopfgelenkmuskulatur steuernd verarbeitet. Aus praktischer Erfahrung findet sich in diesem Bereich bis zum 5. Brustwirbel sehr häufig eine erhebliche Bewegungseinschränkung mit begleitenden Blockierungen sowohl der Wirbelgelenke als auch der Rippengelenke. Folgende Symptome können sich daraus ergeben:
  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Nackenschmerzen
  • Eingeschränkte Rotation der Halswirbelsäule
  • Schulterschmerzen
  • schmerzhafte Einschränkung der Beweglichkeit der Schulter
  • diffuse Beschwerdeausstrahlung in den Armen und Händen
  • Schmerzen am Brustbein ähnlich wie Herzstiche
  • erhöhter Ruhepuls
  • temporär erhöhter Blutdruck
  • Verspannung der Muskulatur der langen Rückenstrecker
  • Kompression der Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule
  • Förderung von Beschwerden auf eine Körperhälfte fokussiert
  • Schmerzausstrahlung bis ins Becken reichend
  • funktionelle Rotationsfehlstellungen im Becken, oft therapieresistent
  • wiederkehrende Kreuzbeinfehlstellungen
  • Ausstrahlung von Symptomen in die Beine und Füße
  • ...

Die Körperhaltung und die Körperstatik

Auf anderen Unterseiten dieses Internetauftritts sind wir bereits auf das Thema Körperhaltung und Körperstatik eingegangen. Daher beschränken wir uns bei den Auswirkungen auf die Fragestellung der absteigenden und aufsteigenden Kette.

Bei der Untersuchung und Eingrenzung von Beschwerden funktioneller Art sind solche Bewegungseinschränkungen, Schmerzen oder andere Symptome gemeint, die keinen lokalen Bezug haben, wie das bei einer Verletzung, zum Beispiel einer Bänderüberdehnung oder einem Bänderriss der Fall ist. Auch Erkrankungen des Nervensystems oder Nervenkompression wie bei einem Bandscheibenvorfall sind dabei außen vor.
Funktioneller Art bedeutet, der Auslöser oder die Ursacheist an einem anderen anatomischen Ort als der, an dem sich die Beschwerden manifestieren.

Am Besten eignet sich dazu ein Beschwerdebild an der Schulter. Das kann eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung der Schulter sein oder, um beim Thema der Körperstatik zu bleiben, ein Schulterschiefstand. Wenn sowohl die lokale Behandlung der Schulter in den Gelenken und der Muskulatur keine bleibende Beschwerdefreiheit bzw. Stellungskorrektur erzielt hat stellt sich die Frage, wo die Ursache für dieses Problem liegt. Es kann unterhalb des Schultergürtels beginnend bei den Füßen verursacht sein, dann spricht man von einer aufsteigenden Kette. Genau so gut kann die Ursache überhalb des Schultergürtels, in der Halswirbelsäule, den Kopfgelenken oder in einer Kieferfehlstellung begründet sein, dann spricht man von einer absteigenden Kette.

Um eine aufsteigende Kette auszuschließen, beschränken wir uns auf die Behandlung der Fehlstellungen oder Funktionsstörungen, die traumatisch verursacht wurden. Das Trauma reicht von umknicken über stolpern bis "ins Leere treten". Insbesondere jede Form von Stürzen oder anderen Unfällen kann Fehlstellungen zur Folge haben, die als aufsteigende Kette zu Beschwerden führen kann. Dazu gehören auch ältere Traumata, die nicht ausreichend untersucht und unentdeckt blieben oder unzureichend behandelt wurden, weil sie seinerzeit keine akuten Beschwerden verursacht haben. Das ist immer dann der Fall, wenn der Bewegungsapparat noch kompensieren kann und sich Schonhaltungen oder Ausweichbewegungen einschleichen, um den Schmerz zu vermeiden. Um solchen aufsteigenden Ketten auf die Spur zu kommen, ist eine ausführliche Ganganalyse durch den Therapeuten hilfreich. Mehr zu dem Thema finden Sie unter dem Reiter Unfallfolgen.

Sofern alle offenkundig aufsteigenden Beschwerdeauslöser erfolgreich behandelt sind, bleibt die Frage der absteigenden Kette. Aus unserer Sicht handelt es sich um die dominantere Einflusskette, da sie im Falle einer craniomandibulären Dysfunktion durch den geschlossenen Biß verriegelt wird. Aufsteigende Dysbalancen kann der Körper nach oben hin kompensieren, sie werden dann über die Atlasmuskulatur an die Kaumuskulatur "übertragen", sofern der Mund nicht geschlossen ist. In dem Moment, wo die Zähne bei geschlossenen Mund ineinander greifen, wird durch diese Verriegelung im Falle einer Kieferfehlstellung diese Funktionsstörung über alle zuvor angesprochenen Strukturen an das Nervensystem, die Kopfgelenke und die Schultern zwingend in einer absteigenden Kette weitergegeben.

Auf den nächsten Seiten finden Sie die möglichen Folgen einer CMD mit einer möglichen generalisierten Auswirkung, das heißt, dass sich die Folgen auf den ganzen Körper auswirken können.
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