Um eine CMD zu diagnostizieren, spielen bei der Untersuchung und Beurteilung unter anderem die Gelenkstellung und die Gelenkbeweglichkeit eine Rolle und geben Hinweise auf eine Dysfunktion. Die Position des Unterkiefers wird über die Verzahnung von Ober- und Unterkiefer definiert. Im Zustand der Okklusion, das bedeutet bei geschlossenem Mund mit Zahnkontakt, wird der Unterkiefer durch die ineinandergreifende Verzahnung im Oberkiefer in eine Zwangsposition gebracht. Diese Position bleibt so lange identisch, wie an der Oberfläche der Zähne oder an der Zahnstellung keine Veränderungen vorgenommen werden. Dabei wirken die Zähne für die Kiefergelenke als Abstandshalter, die Entlastung der Kiefergelenke wird dabei zum größten Teil von den beiden hinteren Backenzähnen bewerkstelligt. Häufig ist es bei einer CMD so, dass der Unterkiefer bei geschlossenem Mund mit Zahnkontakt zu weit in der Gelenkgrube des Oberkiefers positioniert ist. Dadurch wird Druck im Gelenk ausgeübt, wobei der Unterkiefer zu sehr nach oben oder zu weit nach hinten in die Gelenkgrube drücken kann. Da die Gelenkpartner des Unterkiefers beider Kiefergelenke von einem
Knochen gebildet werden, kommt es dabei in der Regel zu einer asymmetrischen Fehlstellung des Unterkiefers, der Unterkiefer steht schief. Die Folge ist entsprechend häufig auch eine asymmetrische Funktionsstörung, bei der die Beweglichkeit beider Gelenke im Seitenvergleich unterschiedlich stark eingeschränkt sein kann.
Drei Aspekte
sind hierbei hervorzuheben, die uns später noch beschäftigen werden:
- Es liegt ein Kompressionsdruck in den Kiefergelenken vor
- Häufig ist die Fehlstellung asymmetrisch, zum Beispiel eine Seite zu weit nach oben, auf der anderen Seite zu weit nach hinten
- Die Bewegung in den Gelenken ist eingeschränkt, im Seitenvergleich unterschiedlich stark ausgeprägt
In manchen Fällen ist bei einer CMD die Gelenkposition des Unterkiefers so ungünstig und der Kompressionsdruck so groß, dass der im Gelenk befindliche Diskus dauerhaft nach vorne geschoben wird. Dort wirkt er wie ein Bremsklotz, der die Beweglichkeit des Gelenkes erheblich einschränkt. Seine eigentliche Aufgabe, den Druck im Gelenk zu verteilen, kann der Diskus außerhalb des Gelenks ebenfalls nicht wahrnehmen. Dadurch kann sich sehr viel schneller eine Gelenkarthrose entwickeln und sensible Strukturen im Gelenk können geschädigt werden.
Neben der Fehlstellung und der damit verbundenen Bewegungsstörung ist das zweite große Problem einer craniomandibulären Dysfunktion die Kaumuskelaktivität. Dabei beißen die Betroffenen sowohl am Tage als auch in der Nacht völlig unbewusst die Zähne zusammen. Manchmal kommt es auch zum sogenannten Bruxismus, dem Zähneknirschen.
Wenn die Kaumuskulatur permanent entspannt wäre, würde die Fehlstellung in den Kiefergelenken an sich geringere Auswirkungen haben, da die Kiefergelenke keinem Kompressionsdruck durch die Schwerkraft ausgesetzt sind.
Beim Zusammenpressen der Zähne wird aber eine sehr imposante Kraft freigesetzt. Sie wird in der Regel als einwirkende Kraft pro cm² in Newton angegeben, zum besseren Verständnis hier in kg. Im Schneidezahngebiet kann die Kaumuskulatur eine Beißkraft von 20kg, im Backenzahngebiet von 70 bis 100kg pro cm² entfalten. Das entspricht bei vielen Menschen dem eigenen Körpergewicht.