verspannt & angespannt

CMD - verspannt und angespannt - permanenter Stress?

Craniomandibuläre Dysfunktion CMD - das gesteigerte Reflexniveau des Nervensystems

Die erste mögliche Folge hat mit der Reaktionsbereitschaft des ganzen Nervensystems zu tun und lässt sich am anschaulichsten mit den sogenannten Reflextests erklären, die Sie eventuell von Ihrem Hausarzt oder anderen Fachärzten kennen.

Der typische oder bekannteste Test ist der Schlag mit einem kleinen Reflexhammer auf eine Muskelsehne unterhalb Ihrer Kniescheibe, während Sie auf einer Behandlungsbank sitzen und die Unterschenkel runterhängen. Als Reaktion auf diese schnelle "Verkürzung" der Sehne spannt Ihr Oberschenkelmuskel schlagartig an und Ihr Unterschenkel schnellt unkontrolliert nach vorne. Damit testet Ihr Arzt, ob der Nervenkreis des Nervs, der aus Ihrer Wirbelsäule kommt und für den Oberschenkelmuskel verantwortlich ist, intakt ist oder ob eine Störung im betreffenden Nerv vorliegen könnte, zum Beispiel durch einen Bandscheibenvorfall. Wie stark Ihr Reflex ist, das heißt wie stark Ihr Unterschenkel unkontrolliert "ausschlägt", hängt zum einen davon ab, wie gut die Sehne getroffen wird.

Zum anderen hängt die Stärke der Reaktion aber auch davon ab, wie hoch Ihr Reflexniveau des Nervensystems ist. Bei dem Reflexniveau geht es darum, wie das Verhältnis von der Stärke des Reizes zur Reaktionsstärke der muskulären Anspannung ist.
  • Ein geringes Reflexniveau bedeutet, dass trotz eines starken Reizes nur eine schwache muskuläre Anspannung erfolgt.
  • Ein normales Reflexnievau bedeutet, dass auf einen adäquaten Reiz auch eine angemessene muskuläre Reaktion erfolgt.
  • Ein erhöhtes Reflexniveau bedeutet, dass trotz eines schwachen Reizes eine starke muskuläre Anspannung erfolgt.

Wenn sich bei dem Reflextest zeigt, dass trotz eines starken Reizes, in diesem Fall ein gut gezielter, schneller Schlag mit dem Reflexhammer, nur eine schwache Reaktion in der Muskulatur zeigt, kann man versuchen das Reflexniveau des Patienten zu steigern. In der Regel wird dazu ein bestimmter Handgriff gezeigt, bei dem der Patient die Hände ineinander hakt und diese einen Moment sehr kräftig auseinander zieht. Dadurch soll das Reflexniveau erhöht werden.

Eine zweite Möglichkeit besteht darin, den Patienten zu bitten, die Zähne fest aufeinander zu beißen, um dadurch eine stärkere Reflexantwort im Nervensystem anzubahnen.

Das Zusammenbeißen der Zähne ist also geeignet, das Reflexniveau des Nervensystems zu steigern !

Welche Folge könnte es dann haben, wenn jemand mit einem normalen Reflexniveau oder auch eventuell schon gesteigerten Reflexniveau andauernd und/oder immer wieder, wie bei einer craniomandibulären Dysfunktion CMD üblich, die Zähne zusammenbeißt ?

Haben Sie schon mal davon gehört, dass Menschen darüber berichten, wie Angehörige nachts, während sie schlafen, hörbar mit den Zähnen knirschen ? Kaumuskelaktivität, auch in Form von zusammenpressen der Zähne, ist nicht nur ein Problem, dass unbemerkt im Wachzustand stattfinden kann, sondern auch nachts während Sie schlafen.
Gerade bei Patienten, die schon sehr viele Jahre an den Folgen einer unerkannten craniomandibulären Dysfunktion CMD leiden, sehen wir immer wieder einen Symptomkomplex im Sinne einer Sympathikusaktivierung. Es ist, wie bereits erwähnt, Ihr tagaktives autonomes Nervensystem zur Regulation aller Lebensvorgänge und gleichzeitig Ihr Überlebens- und Paniksystem (Flight-or-Fight Bereitschaft) bei Gefahr.
Nachts arbeitet der Gegenspieler, Parasympathikus genannt, damit sich der Körper in der Ruhephase erholen kann. 

Diese Regulation kann bei CMD-Patienten ordentlich aus der Balance geraten. Diese Dysbalance ist aus unserer Sicht und auch aus unserer Erfahrung heraus gut mit dem generellen gesteigerten Reflexniveau erklärbar, dass sich aus dem fortwährenden, auch nächtlichen zusammenpressen der Zähne ergeben kann. Wahrscheinlich gibt es aber noch andere Zusammenhänge, die diese Beobachtung neurophysiologisch erklären könnten.

Folgende mögliche Symptome und Beschwerden lassen sich daraus ableiten:
  • Einschlafstörungen und/oder Durchschlafstörungen
  • morgens gerädert aufwachen
  • körperliche und auch mentale Erschöpfungszustände
  • keine spürbare Erholung trotz ausreichender Ruhephasen
  • ausbleibende Regeneration
  • Kraftlosigkeit
  • Burnout
  • Unausgeglichenheit
  • erhöhte Reizbarkeit
  • erhöhte Sensibilität
  • Stimmungsschwankungen
  • Angststörungen
  • Panikattacken
  • permanente innere Anspannung
  • der ganze Körper ist verspannt
  • jeder Muskel des Körpers scheint zu schmerzen
  • nachts beginnende Kopfschmerzen
  • nachts beginnende Migräne
  • nachts beginnender Schwindel
  • Schmerzen während man noch im Bett liegt
  • morgendliche Kopfschmerzen
  • morgendliche Migräne
  • morgendliche Schwindelattacken
  • ...
Es gibt Betroffene die davon berichten, dass sie so sehr unter Spannung stehen, dass sie mit geballten Fäusten ins Bett gehen und mit den gleichen geballten Fäusten wieder aufwachen - obwohl es von den Lebensumständen her keinen Grund dafür gibt. Das ist sicher die Ausnahme und nicht die Regel, aber es gibt offenbar einen sich selbst erhaltenden bzw. zunehmenden Kreislauf auf dem Weg dort hin.

Vielleicht ist es sogar so, daß körperliche Funktionsstörungen wie Wirbelsäulenblockierungen aufgrund eines gesteigerten Reflexnivaus des Nervensystems sehr viel schneller zu Beschwerden und Schmerzen führen können, als es bei einem normalen Reflexniveau der Fall ist. Dann wäre durch die craniomandibuläre Dysfunktion die Kompensationsfähigkeit des Körpers beeinträchtigt, was uns auch noch bei dem von uns bevorzugten Therapiekonzept beschäftigen wird.
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