Verbesserung der Kompensationsfähigkeit

Therapie zur Verbesserung der Kompensationsfähigkeit

Bei der Verbesserung der Kompensationsfähigkeit bleibt die vermeintliche Ursache der Beschwerden aufs Erste außen vor. Sofern die Therapie erfolgreich ist, die Ursache aber unbehandelt bleibt, beseht die Wahrscheinlichkeit, dass auch hier die Symptomverbesserung oder sogar Symptombeseitigung zeitlich begrenzt ist. Es gibt im allgemeinen medizinisch viele Möglichkeiten, die Kompensationsfähigkeit zu verbessern. Leider lässt sich dabei schlecht prognostizieren, welche Methode bzw. Therapieform individuell am ehesten geeignet ist, dem Patienten bei der Kompensation seiner Beschwerden zu unterstützen. Bei einer therapiebedürftigen CMD liegt der Grund für die Entscheidung dieses Therapiezieles durchaus auch in dem evtl. erforderlichen Aufwand, sowohl zeitlich und auch finanziell, den eine ursächliche Therapie mit sich bringen kann. Das kann nicht jeder Patient aufbringen, manchmal ist es auch einfach ein fehlendes fachübergreifendes Netzwerk, das für diese Therapie erforderlich sein kann.

Um den Überblick zu vereinfachen, teilen wir die therapeutischen Möglichkeiten in verschiedene Gruppen auf: 

 Die erste Gruppe an Therapiemaßnahmen

Zur ersten Gruppe zählt die Zahnmedizin, bei der wir uns darauf begrenzen, nur von einer Kieferfehlstellung auszugehen. Die Gelenkproblematik ist physiotherapeutisch relevant. Dabei ist der wichtigste Parameter, die Druckbelastung der Gelenke zu reduzieren. Das häufigste Hilfsmittel dazu ist die Schienentherapie, sofern sie aufgrund der vorhandenen Gebißsituation möglich ist. Der elementare Parameter ist aus physiotherapeutischer Sicht die Zielsetzung der Schiene. Grundsätzlich kann jede Schiene helfen, vom Problem der Gelenkkompression wegzukommen. Aber nicht jede Schiene scheint dazu geeignet, die individuell notwendige Gelenkposition zu erreichen. Alles weitere zu dem Thema sollten Sie mit Ihrem fachkundigen CMD-Zahnarzt zu erörtern.

Hilfsmittel sind nicht für eine dauerhafte Verwendung gedacht. Ein bildhafter Vergleich kann dabei helfen, das mögliche Problem dahinter zu veranschaulichen. Wenn Sie eine sogenannte Beinlängendifferenz von 1 Zentimeter haben, erscheint ein Bein in der Regel 1 Zentimeter kürzer als das andere Bein. Die schnellste und anscheinend einfachste Maßnahme wäre es, eine Einlage von 1 Zentimeter Höhe in den Schuh des betroffenen Beines einzulegen. Dieser Ausgleich kann dabei helfen, den "fehlenden" Zentimeter auszugleichen und den Körper in der Kompensation zu unterstützen. Diese Lösung ist nicht auf Dauer angelegt, denn es bleibt dabei unbeachtet, ob die Beine wirklich ungleich lang sind oder nur ungleich erscheinen. Darüber hinaus fehlt der Höhenausgleich sowohl beim barfuß laufen und gegebenenfalls auch bei der Nutzung der Hausschuhe. Auch die Ursache für die vermeintliche Beinlängendifferenz und ob bzw. wie sie behandelbar ist, bleibt dabei unberücksichtigt. Mehr dazu finden Sie unter dem Thema Becken / ISG.

Warum ist eine Schiene geeignet, schnell die Kompensationsfähigkeit zu verbessern ?

Die allermeisten Schienen sind in Ihrer Oberfläche glatt und die Kontaktpunkte nur angedeutet. Dadurch wird die Okklusion gelöst und die Verriegelung der Kieferfehlstellung durch die nicht mehr vorhandene Verzahnung aufgehoben. Die absteigende Kette ist nicht mehr dominant. Zusätzlich werden die Kiefergelenke vorerst entlastet.

Die zweite Gruppe an Therapiemaßnahmen

Die zweite Gruppe der möglichen Maßnahmen umfasst das Fachgebiet der Physiotherapie und auch der Orthopädie. Vereinfacht ausgedrückt geht es darum, alle Fehlstellungen die vor allem aufgrund eines Traumas oder andere äußere Einflüsse (beispielsweise Narkosen und der damit verbundenen fehlenden muskulären Schutzfunktion) entstanden sind. Jede dieser Fehlstellungen kann für sich allein in Anspruch nehmen, Ursache für unterschiedliche Beschwerden und Symptome im Bewegungsapparat und Nervensystem zu sein. Diesen Korrekturbehandlungen ist zu eigen, dass man sie in der Regel nur 1x durchführen muss und zu gegebener Zeit das Ergebnis kontrolliert. Da sie aufgrund äußerer Einflüsse entstanden sind, ist davon auszugehen, dass das Problem nicht von allein wiederkommt. Die Idee hinter diesem Konzept ist, dass jede Fehlstellung vom Bewegungsapparat entweder in einer aufsteigenden Kette oder einer absteigenden Kette kompensiert werden muss. Je mehr Probleme der Körper kompensieren muss, desto schneller kann er in einem Zustand der Überforderung sein. Jedes Problem weniger hilft dem Körper dabei, Ressourcen zur Verfügung zu haben, noch nicht gelöste Fehlstellungen zu kompensieren. Zudem können diese therapeutischen Maßnahmen mitunter sehr schnell Patienten von ihren Beschwerden entlasten. Dazu zählen folgende Fehlstellungen:
  • Atlasfehlstellung
  • Einseitige Beckenfehlstellung in Form einer Beckenstufe
  • Steißbeinfehlstellungen
  • Fehlstellungen von Fußwurzelknochen
  • Ein- oder beidseitige Beckenfehlstellung in Form einer Verdrehung
  • Wirbelblockierungen
Die Beckenfehlstellung in Form einer Verdrehung und die Wirbelblockierung sind etwas abgesondert, da sie viel häufiger als Fehlstellung in Form einer funktionellen Störung zu finden sind. Ist die Fehlstellung also nicht aufgrund eines äußeren Einflusses entstanden, ist das Therapieergebnis entsprechend weniger stabil, mit der Neigung zum wiederholten auftreten. Dann ist die Behandlung eher den Bereich der akuten Symptomatik zuzuordnen als der Verbesserung der Kompensationsfähigkeit.

Alle in der Gruppe genannten Fehlstellungen sind aufgrund Ihrer möglichen ursächlichen Wirkung nicht nur geeignet, die Kompensationsfähigkeit zu vermindern, sondern sind essentiell in unserem Behandlungskonzept bei der Begleitung von Patienten in der ursachenbezogenen Therapie einer Kieferfehlstellung. Die von außen, beispielsweise durch Traumata, hervorgerufenen Fehlstellung korrigieren sich nicht von allein und bedürfen der therapeutischen Behandlung.

Die dritte Gruppe an Therapiemaßnahmen

Zur dritten Gruppe zählen Maßnahmen, die vor allem in der Eigenverantwortung der betroffenen Patienten liegen.

Wir wissen sowohl aus der Erfahrung unserer Patienten, als auch aus der Sportwissenschaft, dass Bewegung die Gesundheit auf vielen Ebenen fördert. Ebenso kann Bewegung, auch oder vor allem in Form von Sport, die Kompensationsfähigkeit des Körpers verbessern. Die Bandbreite reicht dabei vom Breitensport, über Sport als Hobby bis zum Training unter Anleitung nach bestimmten Konzepten. Als bekannte Beispiele seien Pilates, Feldenkrais und Yoga genannt.

Als zweite Komponente können gezielte Übungen dabei helfen, Beschwerden die aus ihrer CMD resultieren, besser zu kompensieren. Leider gibt es auch in diesem Bereich, genau so wie im Sport, kein Patentrezept für alle Fälle. Aktuell ist die Arbeit mit unterschiedlichen Faszienrollen weit verbreitet, die eine Mischform von Bewegung und Eigenübung darstellen. Fragen Sie Ihren Physiotherapeuten nach für Sie geeigneten Übungen, er kennt sowohl Sie als auch Ihre Beschwerden.

Aus Sicht der Physiotherapie gilt für Eigenübungen, dass sie spürbar helfen sollten und für den Sport bzw. die Bewegungstherapie, dass es Ihnen Spaß macht und körperlichen Stress abbaut. Wenn der Spaßfaktor fehlt, neigt man viel schneller dazu, seine Vorsätze aufzugeben.

Die vierte Gruppe an Therapiemaßnahmen

Bei der vierten Gruppe an Maßnahmen gehen wir vom Sport zum Stressabbau zu Therapiemethoden, die direkt helfen sollen, den Stress zu reduzieren. Im Bereich der Physiotherapie gehören dazu
  • Autogenes Training
  • Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
  • Atemtherapie
  • Übungen zur Aktivierung des Parasympathikus
Solche Therapieformen werden meistens in Gruppentrainings angeboten, manchmal in Physiotherapiepraxen, aber auch in Kursen der Volkshochschulen. Immer wieder erhalten wir Rückmeldungen von Patienten, die davon berichten, dass Sie bei konsequenter Umsetzung weniger Beschwerden haben. Wer sich nicht auf den Weg machen möchte, um sich persönliche Anleitung zu holen, kann sich mittlerweile über Audiofiles zu Hause in Entspannungsmodus bringen "lassen". Auch das eine oder andere Buch, dass mit seinem Inhalt über die hier genannten Methoden hinausgeht, kann die für Sie passende und vor allem wirksame Entspannungsübung vermitteln.

Vielleicht stellen Sie sich die Frage, warum das bei einer CMD helfen sollte. Hier wollen wir noch mal in Erinnerung rufen, dass das Zusammenpressen der Zähne Ihr Reflexniveau im ganzen Körper, im Sinne einer Sympathikusaktivierung, steigern kann. Wenn dazu Ihr Lebensumfeld oder Ihre Lebensumstände für Sie einen Zustand von Dauerstress mit sich bringt, dann fehlen Ihnen die Entspannungs- und damit auch die Regenerationsphasen. Das gilt umso mehr, wenn Sie nachts die Zähne zusammen pressen und sich morgens auch nicht erholt fühlen.

Wenn Ihr von außen in Ihr Leben getragener Stress nicht reduzierbar ist, können diese Übungen Ihrem Flight-or-Fight System etwas entgegen setzen und dadurch Ihre Kompensationsfähigkeit verbessern.

Die fünfte Gruppe an Therapiemaßnahmen

Bei der fünften Gruppe von Therapiemöglichkeiten bieten wir in unserer Praxis Rolfing an. Wir gehen davon aus, dass es die Kombination an möglichen Wirkungen ist, die die Kompensationsfähigkeit verbessern kann. Dazu gehören die
  • Verbesserung der Körperhaltung
  • Innere Aufrichtung
  • Verbesserung der Beweglichkeit
  • Senkung der Sympathikusaktivität
  • Lösen von Faszienspannung
Weitere Informationen zum Rolfing finden Sie hier.

Über die hier vorgestellten Therapiemöglichkeiten hinaus gibt es zur Verbesserung der Kompensationsfähigkeit bei einer craniomandibulären Dysfunktion CMD auch in anderen medizinischen Fachbereichen weitere Möglichkeiten. Dazu gehören zum Beispiel
  • Orthomolekulare Medizin zur Verbesserung der Vitalstoffversorung
  • Akupunktur aus dem Bereich der traditionell chinesischen Medizin
  • Bioresonanztherapie aus der Regulationsmedizin
  • Systemische oder Schematherapie aus dem Bereich der Psychotherapie
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