Vorweg zur Therapie: Diese Fehlstellung ist manualtherapeutisch behandelbar, allerdings abhängig von der bestehenden Dauer und der muskulären Schutzspannung nicht immer ganz einfach. Aber auch instabile Patienten haben nach unserer Erfahrung eine gute Chance, ein stabiles Behandlungsergebnis hinsichtlich einer wiederkehrenden Beckenstufe zu erreichen.
Eine solche Fehlstellung kann manchmal diffuse und teilweise kaum erklärbare Symptome hervorrufen. Auch hierzu ein Beispiel:
Sie haben Schmerzen auf der Innenseite des Oberschenkels, fast alle Adduktorenmuskeln scheinen betroffen zu sein. Aber nicht nur das, Sie haben auch eine Schwäche in der gleichen Muskulatur und sogenannte Parästhesien. Das kann ein Brennen, ein Kribbelgefühl, Taubheitsgefühl und/oder auch eine Beeinträchtigung der Temperaturwahrnehmung oder des Berührungsempfindens am unteren Oberschenkel sein. Dieses Potpourri an Symptomen lässt den erfahrenen Physiotherapeuten an einen Bandscheibenvorfall denken. Allerdings gibt es keinen Nerv für dieses Ausstrahlungsareal, der direkt unter einem Wirbel entspringt und daher von einer Bandscheibe bedrängt werden könnte. In der Literatur wird dieses Problem als Romberg-Kniephänomen bezeichnet und kann auftreten, wenn der Nerv obturatorius komprimiert wird. Dieses periphere Nervenkompressionssymdrom bedeutet, dass der Nerv irgendwo in seinem Verlauf außerhalb der Wirbelsäule bedrängt wird, in diesem Fall möglicherweise aufgrund einer sogenannten Beckenstufe.
Für die Therapie einer Beckenstufe gibt es für den Physiotherapeuten zwei Herausforderungen:
Zum einen tritt die Beckenstufe selten isoliert auf. In den allermeisten Fällen finden wir in unserer Physiotherapiepraxis bei Patienten mit einer Beckenstufe auch eine einseitige oder beidseitige Verdrehung einer Beckenhälfte. Es kommt daher häufig vor, dass wenn eine Beckenhälfte nach oben oder unten verschoben ist, diese Seite gleichzeitig auch noch nach vorne oder hinten verdreht sein kann. Es handelt sich dann um ein komplexen Fehlstellungsbefund.
Die zweite Herausforderung besteht darin, unabhängig von einer Verdrehung herauszufinden, welche der beiden Beckenschaufeln von der Fehlstellung betroffen ist. Das ist für die Therapie von hoher Wichtigkeit, da der Physiotherapeut entscheiden soll, ob eine Beckenhälfte nach oben oder die andere Beckenhälfte nach unten mobilisiert werden muss. Aber auch dieses Problem ist mit entsprechender Erfahrung lösbar.
Eine Beckenstufe wird in der Regel als Erstes korrigiert, danach widmen wir uns therapeutisch der Fehlstellung in Form einer Verdrehung.